Blackout. Was ist das? Was sind die Ursachen?
Wie schlimm ist das? Was passiert danach?
Viele stellen sich die Frage: Ist ein Blackout denn wirklich so schlimm?
Die Antwort ist ganz klar und sehr einfach… er ist noch viel schlimmer als sich die meisten Menschen überhaupt vorstellen können. Ein richtiger Blackout ist ein langanhaltender Albtraum, an dem die Gesellschaft mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zerbrechen kann.
Aber warum ist das so schlimm, wenn der Strom weg ist?
Vor einigen Jahren wurde genau hierzu in Deutschland eine sehr umfassende Studie am Beispiel unserer Hauptstadt BERLIN durchgeführt.
Der Katastrophenschutz fordert, dass eine Stadt im Stande sein muss, für 72 Stunden die wichtigste Infrastruktur selbständig aufrecht zu erhalten.
Dazu zählen:
- Krankenhäuser
- Feuerwehr
- Rettungsdienst
- Polizei
- Wasserversorgung / -entsorgung
Laut dieser Studie hätte Berlin die geforderten 72 Stunden NICHT durchhalten können. Auch keine 48h. Keine 24h. Noch nicht mal 12h. Auf Grund verschiedener Faktoren wäre nach ca. 3-7 Stunden auch in diesen wichtigen und kritischen Einrichtungen das Licht ausgegangen.
Was bedeutet das?
Blackout: Menschen werden sterben.
Sofort diejenigen, die in Krankenhäusern an Leben erhaltenden Maschinen angeschlossen sind.
In den nächsten Tagen schon diejenigen, die regelmäßig lebenswichtige Medikamente benötigen (z.B. Diabetes- und Herzpatienten) und aber auch Dialysepatienten.
Warum?
Ganz einfach. Weil die Versorgung-Lkws bei einem Blackout entweder keinen Sprit mehr haben oder durch die verstopften Straßen mit den liegengebliebenen Autos einfach nicht mehr durchkommen.
Und das beeinflusst natürlich auch Menschen, die mit ihren Krankheiten, dank Medikamenten relativ gut leben konnten. Also Personen, die z.B. an Allergien, Asthma usw leiden… denn die müssen künftig ohne Medikamente auskommen.
Neben dem Schock und der Trauer über die vielen Toten kommt das nächste, sehr rationale Problem:
Blackout: Wohin mit den Leichen?
Apropos Leichen: was ist mit den Leichen in den Kühlkammern der Krankenhäuser, Bestattungsinstitute und Leichenhallen? Wie lange halten die Kammern ihre Temperaturen, bevor die Leichen anfangen zu verwesen?
Gott bewahre diejenigen, bei denen in dieser Zeit ein lieber Angehöriger zuhause stirbt. Was macht man mit dem Leichnam? Man kann ja niemanden anrufen. In der Wohnung lassen? In den Garten legen? Oder gar auf die Straße?? Gott bewahre!
Neben der persönlichen Trauer und der Hilflosigkeit steigt die Gefahr von Krankheiten und Seuchen in kürzester Zeit rasant an. Die Ratten werden Feste feiern und sich freuen. – Was war noch mal die Ursache der Pest im Mittelalter?
Gehen wir weg von diesen unvermeidlichen Schicksalen, die uns hoffentlich, zumindest nicht direkt persönlich, treffen werden.
Schauen wir uns mal einen weiteren Bereich unserer Wirtschaft an:
Blackout und die Massentierhaltung.
Reden wir kurz über das Thema Nutztiere und Massentierhaltung.
In Großbetrieben der Schweine und Geflügelzucht sterben die Tiere bei ausfallender Lüftung nach wenigen Stunden (!) ohne Strom bei einem Blackout!
Wenn wir alleine nur die Anzahl und das Gewicht der Schweine berechnen, kommen wir auf 2,9 Mio TONNEN toter Schweine (120kg x 24 Mio)
Milchkühe dürfen etwas länger leiden. Ohne Storm können diese nicht gemolken werden und per Hand sind diese Menge an Tieren nicht zu melken. Innerhalb weniger Tage wird es zu schwersten Euterentzündungen und zum qualvollen Tod kommen.
Hier reden wir dann von ca. 2,6 Mio TONNEN toter Kühe (650kg x 4 Mio)
Nur tote Schweine und Kühe entsprechen somit 5,5 Millionen TONNEN verwesende Leichen.
Um dieses unvorstellbare Gewicht etwas zu verdeutlichen, hab ich das mal umgerechnet.
5,5 Mio Tonnen entspricht etwa dem Gewicht von 73,3 Mio Menschen.
Spätestens jetzt sollte jeder verstehen, dass wir mit einem Blackout Krankheiten und Seuchen wieder Tür und Tor öffnen.
Bevor die Pest im Mittelalter ausbrach, die Hauptgründe waren übrigens die unterirdischen hygienischen Bedingungen und die extremen Rattenplagen, war diese vorher für 600 Jahre verschwunden. Der letzte Ausbruch der Pest in Europa ist jetzt ca. 300 Jahre her…
Und wenn wir uns die ganzen Tierkadaver und Menschenleichen vorstellen, die wir weder vergraben noch verbrennen können, werden Rattenplagen aus dem Boden schießen – und damit evtl. auch wieder vergessene Krankheiten & Seuchen…
schauen wir uns noch kurz einen anderen, wichtigen Bereich an.
Blackout und das Thema Wasser:
Kein Strom zu haben, bedeutet auch kein Wasser mehr zu haben, da der Wasserdruck in unseren Leitungen mit elektrischen Pumpen aufgebaut wird. Und wenn diese keinen Strom mehr haben, kommt auch kein Wasser mehr aus der Leitung – es sei denn, man wohnt in den ganz wenigen Orten, wo das Wasser durch die Schwerkraft die Leitungen befüllt.
Das fehlende Wasser beim Kochen ist eine Sache, die man bei einem Blackout evtl. durch Konservendosen eine Zeit überbrücken kann.
Wichtig ist beim Kochen wirklich zu überlegen, wie man Nahrungsmittel zubereitet. Denn, wenn man zwar noch 10 Kg Reis und Nudeln im Keller hat, aber kein Wasser, dann bringt einem der Reis auch nichts – es sei denn, man möchte die Reiskörner oder Nudel weichlutschen 😉
Aber was ist mit der Toilettenspülung? Wenn man Glück hat, ist noch so viel Druck in der Wasserleitung, dass man noch 2 oder 3 mal die Spülung betätigen kann. Jeder war vermutlich schon mal auf einem Dixie-Klo und vermutlich fand das niemand angenehm… Obwohl die „Hinterlassenschaften“ der anderen locker einen Meter unter einem waren. So tief sind unsere Toiletten zuhause nicht. Was meinst Du, wie viele Personen hintereinander dort ihr Geschäft verrichten können?!
Wohl dem, der auf dem Land lebt und einen Wald in der Nähe hat. Wehe dem Stadtbewohner.
Spätestens wenn die Toiletten zuhause bis zum Rand gefüllt sind, kommen einige Leute spätestens dann auf die Idee, ihr Geschäft in einen Eimer zu machen – und den dann, not gedrungen, auf der Straße auszuleeren… genauso, wie im Mittelalter. Und zwar, weil die Menschen in diesem Moment keine anderen Chance haben werden.
Aber das ist noch nicht alles in Bezug auf´s Abwasser.
Blackout und das Abwasser
Spätestens wenn die Abwassersysteme & Kanäle verstopft sind, laufen diese über. Das bedeutet, die Fäkalien kommen durch die Gullideckel hoch, verteilen sich auf der Straße und laufen in Richtung Gefälle…. Und das tiefste Gefälle sind… in unseren Städten… die Keller der Häuser.
Aber auch nur, falls die Abwasser-Rückstauventile der Häuser nicht eh schon defekt waren und es Abwasser schon längst dadurch reingedrückt hat…
Nachdem die Keller der Wohnhäuser durch überlaufende Kanalsysteme mit Fäkalien und Abwasser vollgelaufen sind, laufen auch langsam die Klärwerke über. Die einzige Chance der Klärwerke besteht durch die Ableitung des ungereinigten Abwassers in umliegende Gewässer. Dadurch kommt es zu starken und langanhaltenden Kontaminierungen von oberirdischen Gewässern.
Wie war das noch mal mit den Krankheiten und Seuchen?
Dass die Lebensmittelgeschäfte mittlerweile geplündert sind, muss an dieser Stelle vermutlich nicht erwähnt werden. – einen kleinen Einblick haben wir ja schon zu Corona-Zeiten erhalten. Und das war nur ein winziger, klitzekleiner Vorgeschmack darauf, wie die Geschäfte bei einem Blackout aussehen würden.
Diejenigen, die noch was zum Essen haben, werden dieses auf einer offenen Flamme zubereiten oder sich auch an dieser Flamme wärmen. Da unsere Wohlstandsgesellschaft es nicht mehr gewohnt ist, mit offenem Feuer zu kochen oder zu heizen, wird es vermehrt zu Wohnungsbränden kommen. Die Feuerwehr kann nicht eingreifen, weil sie a) nicht alarmiert werden kann und selbst wenn sie es irgendwie werden könnte, kann sie nicht kommen weil sie b) durch die verstopften Straßen nicht kommt, c) evtl keinen Sprit mehr hat und oder d) einfach das Löschwasser schon bei dem letzten Brand verbraucht hat.
Dadurch besteht die Gefahr der Brandausbreitung auf komplette Häuserblöcke oder sogar ganze Stadtteile.
Apropos Brandherde bei einem Blackout:
Auch bildlich gesprochen gibt es einige Brandherde. Denn schon nach wenigen Tagen gilt das Recht des Stärkeren, weil es für viele Menschen jetzt schon ums nackte Überleben geht. Es werden sich aus der Not heraus Banden bilden, die auch vor Diebstahl, Raubüberfällen, Vergewaltigungen und Mord nicht zurück schrecken. Überwiegend nicht aus Bosheit, sondern aus Überlebenstrieb, Verzweiflung und Wut.
Das die Polizei nichts dagegen tun kann liegt an der fehlenden Kommunikationstechnik und am Personalmangel. Denn viele können gar nicht zur Arbeit kommen oder bleiben lieber zuhause und beschützen ihre eigene Familie.
Selbst wenn nach wenigen Tagen die Kraftwerke wieder hochgefahren sind, ist ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz überwiegend noch nicht machbar, da durch den Blackout einige empfindliche elektronische Bauteile zerstört wurden – und das ist jetzt leider kein Scherz sondern die Realität – die man erst aus dem fernen Ausland besorgen muss – aber auch dort nur in sehr geringen Mengen vorrätig sind.
Wenn nach einigen Wochen (!) der Strom wieder stabil und großflächig vorhanden ist, fängt es erst richtig an mit der Beseitigung des Chaos. Denn bis jetzt hat sich keiner um die extremen Umweltschäden kümmern können – und auch noch nicht um die vielen Leichen und Tierkadaver, die seit einigen Wochen überall liegen…
Ok Hand auf´s Herz. Das war ein Schreckensszenario – aber in den beschrieben Bereichen ein mehr als realistischen Szenario.
Wohl dem, der einen Blackout schnell erkennt und seine Familie schnell um sich versammeln kann.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?
Die Gefahr steigt von Jahr zu Jahr immer mehr.
Bisher gab es in unserem Stromnetz 6-mal einen Fast-Blackout:
- 2003
- 2006
- 2015
- 2021 – 3x
Im Jahr 2021 waren wir im europäischen Stromnetz – und damit auch in Deutschland – nicht nur schon dreimal ganz knapp an einem Blackout vorbeigerutscht – Dieser konnte jedes Mal nur verhindert werden, indem in letzter Sekunde große Lasten vom Stromnetz abgeworfen wurden.
Was unsere Energie-Politik mit einem Blackout zu tun hat:
Und mit der aktuellen europäischen Energie-Politik, allen voran die der deutschen Regierung, steigt die Gefahr von Tag zu Tag. Gerade wenn, wie jetzt, noch weitere große Risikofaktoren, wie der Krieg zwischen Russland / Ukraine hinzukommt.
Generell benötigt unser Stromnetz eine gleichmäßige Einspeisung, was mit erneuerbaren Energien nur sehr bedingt bis gar nicht möglich ist.
Dazu kommen normale Gefahren wie technische Defekte, menschliches Versagen, Naturkatastrophen etc.
Ein sehr realistisches Szenario, obwohl es “nur” Fiction ist, gibt Marc Elsberg in seinem Buch wieder:
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du, wenn es zu eine Blackout kommt, bis dahin alle sinnvollen Vorkehrungen getroffen haben wirst und einigermaßen gut durch die Sache durch kommst.
Ich freue mich auf Dein Feedback an: Redaktion -ät- TomsTalkTime.com
Herzliche Grüße aus Dubai,
Tom
2 Responses
Hi Tom,
beim hören dachte ich immer wieder an das Gespräch mit einem venezolanischen Freund als es 2019 in Venezuela heftige Proteste gab. Dort gab es ein Blackout (?). Er beschrieb wie nahe Familienfreunde starben weil sie im Krankenhaus auf die medizinische Geräte waren, aber ohne Strom war es aus. Sie starben, so einfach und grausam.
Die Frage wie wäre es mit einem Blackout stellte ich mir auch vor deinem Podcast. Zumal ich jahrelang mit jemandem lebte, für dieses Thema ansprach. Genau was du sagst: u.a. sofort raus aus der Stadt. Anfangs der Coronapandemie spielte ich das Szenario durch was ich machen sollte, falls es zum blackout käme. In vielen europäischen Länder hängen wir stark von Strom ab.
Noch ein Kommentar im Gespräch mit einem bekannten aus einem afrikanischen Land: “Uns (migranten aus jenem Land) würde es wenig ausmachen, denn in der Heimat in vielen Gegenden das (Black/ Brownout) ist der normaler Zustand”
Eine tragikomische Realität
Hi America B.
danke für Deinen Kommentar. Das kann ich mir gut vorstellen, wie es in Venezuela war. Ich habe mir Mühe gegeben, dass Szenario in Deutschland/ Europa realistische aber trotzdem nicht zu abschreckend zu machen. Ich habe hier nur einen kleinen Bereich beleuchtet. Die Realität würde viel schlimmer werden. Hoffen wir das Beste!
Sonnige Grüße, derzeit aus Las Vegas:)
Tom